„Die multiprofessionelle Zusammenarbeit im Ganztag ist nicht gut eingeübt“

Quelle: Thomas Trutschel/BMFSFJ/photothek.de

dsj beim Ganztagskongress von BMFSFJ und BMBF

Unter dem Motto „Ganztag multiprofessionell gestalten“ veranstalteten das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 20. und 21. März 2024 zum zweiten Mal gemeinsam einen Ganztagskongress.

„Die multiprofessionelle Zusammenarbeit im Ganztag ist nicht gut eingeübt“, sagt Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani zum Auftakt der Tagung. Im Zentrum des Ganztagskongresses 2024 steht daher die Zusammenarbeit von Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern sowie Quereinsteigerinnen und -einsteigern in Ganztagsschulen und Horten und eben von Akteur*innen aus dem Sport. Jedes dritte Angebot im Ganztagsbetrieb ist ein Bewegungs-, Spiel und Sportangebot und Bewegungsförderung und das Bewegungsbedürfnis von Kindern hat eine bedeutende Rolle für ein gesundes Aufwachsen. Der organisierte Sport gestaltet also diesen Prozess intensiv mit und Bund und Länder müssen bei ihren Weichenstellungen der nächsten Monaten die Gestaltung der bewegten Ganztags priorisieren und unterstützen.

Mit dem Forum „Bewegung Spiel und Sport multiprofessionell gestalten“ hat deshalb die dsj gemeinsam mit Prof. Dr. Bernhard Kalicki (Deutsches Jugendinstitut), Prof. Dr. Miriam Kehne (Universität Paderborn), Prof. Dr. Jessica Süßenbach (Leuphana Universität Lüneburg) und Prof. Dr. Nils Neuber (Universität Münster) komplexe Herausforderung in Sachen Räume, Personal und Zeiten für Bewegung, Spiel und Sport zur Debatte gestellt. Denn: Bewegung, Spiel und Sport bieten im Schulalltag sowohl für den Freizeitbereich als auch für die Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen besondere Potenziale. Zugleich kann ein gesundes Aufwachsen umfassend von körperlicher Aktivität profitieren. Das betrifft neben der physischen Entwicklung ebenso psychosoziale Aspekte, wie das Erleben von Freundschaft, Zugehörigkeit, Selbstvertrauen und Anerkennung. Mit dem Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung im Primarbereich geht daher die Chance einher, viele Heranwachsende mit Bewegungs- und Sportangeboten zu erreichen. Damit sich die Vorteile von Bewegung und Sport im schulischen Ganztag entfalten können, sind die unterschiedlichen Interessenlagen der Grundschüler*innen genauso zu berücksichtigen wie eine entsprechende Qualität der Angebote. Multiprofessionelle Teams bieten dafür vielversprechende Potenziale, die sich vor allem durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Schule, Kommune und weiteren Bildungsanbietern, insbesondere der kommunalen Sportvereine ergeben. Gleichzeitig sind mit den heterogenen Kompetenzen des pädagogisch tätigen Personals große Herausforderungen verbunden, da die Umsetzung anspruchsvoller Bewegungs-, Spiel und Sportarrangements entsprechende Qualifikationen voraussetzen. Im Rahmen des Fachforums soll die multiprofessionelle Gestaltung von Bewegung, Spiel und Sport aus den unterschiedlichen Perspektiven beleuchten werden. Kommunale Vernetzung, Qualifizierung auf unterschiedlichen Niveaustufen sowie Qualitätskriterien für Bewegung, Spiel und Sport sind diesbezüglich zentrale Aspekte.

Positionierung von dsj und DOSB zum Ganztag

Der Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung für Kinder im Grundschulalter wurde 2021 im Ganztagsförderungsgesetz (GaFöG) geregelt, um Teilhabechancen von Kindern zu verbessern und um Familien in der Organisation ihres Alltags besser zu unterstützen. Ab dem Schuljahr 2026/27 gilt der Rechtsanspruch für Kinder ab der ersten Klasse. Danach geht es schrittweise weiter, bis im Schuljahr 2029/30 alle Kinder der Klassenstufen eins bis vier einen Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung haben. Der Bund beteiligt sich an den Investitionskosten (3,5 Milliarden Euro) sowie an den Betriebskosten (ab 2026 aufsteigend; ab 2030 mit 1,3 Milliarden Euro pro Jahr).


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