Qualitätsrahmen der Kultusministerkonferenz der Länder zum Ganztag veröffentlicht

Quelle: stock.adobe.com/Christian Schwier

Forderungen von dsj und DOSB finden sich in den pädagogischen Qualitätsempfehlungen wieder

Die vielen Austausche der letzten Jahre zum Thema Ganztag innerhalb des Sports, die Mitwirkung bei Konsultationsprozessen der Bundesministerien und auf Länderebene, die breite Kommunikation der Stellungnahme von dsj und DOSB haben gewirkt: Bewegungsfreundlichkeit in Grundschulen und Offenheit für gute Kooperation von Grundschulen mit u.a. Sportvereinen sollen umgesetzt werden. 

Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) hat am 12. Oktober 2023 erstmals einen Qualitätsrahmen für Ganztagsschulen in Deutschland  verabschiedet. Diese Empfehlungen zur Weiterentwicklung der pädagogischen Qualität der Ganztagsschule und weiterer ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter sind an die Länder gerichtet. Die für die Schulpolitik zuständigen Länder verfügen über eigene Schulgesetze, rechtliche Regelungen, Förderrichtlinien und Konzepte für Ganztagsschulen. Im Zuge der bundesweiten vorbereitenden Umsetzung des Ganztagsförderungsgesetzes (GaFöG) und der damit verbundenen stufenweisen Einführung des Rechtsanspruchs auf eine ganztägige Förderung und Betreuung von Kindern im Grundschulalter stehen einige Bundesländer vor besonderen Herausforderungen. Um so wichtiger ist die Einigung im Rahmen der KMK zu einem gemeinsamen Verständnis von pädagogischer Qualität. als „(ganztägige Bildungs- und Betreuungsangebote werden in einigen Ländern von der Kinder- und Jugendhilfe, in anderen Ländern in einer Kombination aus Schule und Hort angeboten).  

Bemerkenswerter Weise steht das Kind selbst im Fokus der pädagogischen Qualitätsempfehlungen der KMK für die Ganztagsschule. Nach Auffassung der KMK sollen im Ganztag keine Angebote für Kinder, sondern mit Kindern gestaltet werden. Die Interessen, Bedürfnisse und Erfordernisse der Grundschulkinder sollen für die pädagogische Gestaltung der ganztägigen Bildungs- und Betreuungsangebote ausschlaggebend sein.  

Im Vorfeld der Entwicklung dieses Qualitätsrahmens haben dsj und DOSB ihre gemeinsame Positionierung zum weiteren Ausbau des Ganztags im Rahmen des Rechtsanspruchs unter dem Titel „Ganztagsförderung bewegt gestalten!“ bereits im April diesen Jahres an die Präsidentin der KMK und den Vorsitzenden der Jugend- und Familienministerkonferenz mit der Bitte versandt, die darin gesetzten Forderungen und notwendigen Rahmenbedingungen für einen guten, kindorientierten und bewegten Ganztag bei der Erstellung des Qualitätsrahmens zu berücksichtigen. 

Aus Sicht von dsj und DOSB ist es aufgrund der zunehmenden Institutionalisierung der Kindheit wichtig, eine bewegungsförderliche Schulumwelt zu schaffen. Durch die längere tägliche Verweildauer der Kinder in der Schule spielt dort die Bewegungsförderung für ein gesundes Aufwachsen eine bedeutende Rolle. Bewegung, Spiel und Sport sind unverzichtbare Bestandteile des schulischen Bildungsangebots sowie ein Kinderrecht. Sie sind deshalb von Anfang an bei der Ausgestaltung des Ganztags mitzudenken und zu berücksichtigen – vom pädagogischen Konzept des Ganztags über die Qualifizierung des eingesetzten Personals, bis hin zur bewegungsfreundlichen Gestaltung von Räumen in und um schulische Infrastruktur.  

Vor dem Hintergrund der Forderungen aus dem Positionspapier der dsj und des DOSB sind insbesondere folgende pädagogischen Qualitätsempfehlungen der KMK zu begrüßen: 

  • ein weiter Lernbegriff soll als Grundlage der Lern- und Förderangebote dienen die auch Bewegungsangebote umfassen Ganztag soll zu einem Lern-, Lebens- und auch zu einem  

  • Bewegungsort für alle Kinder und Jugendlichen werden, an dessen Planung und Ausgestaltung Kinder aktiv beteiligt werden 

  • Konzeptionelle Verknüpfung von formaler, non-formaler und informeller Lernangebote sollen zu einer stärkeren Verzahnung von Unterricht und außerunterrichtlichen Angeboten bei beitragen 

  • Schulalltag mit rhythmisierten und flexiblen Zeitstrukturen soll ermöglicht werden- regelmäßige Bewegungs-, Spiel- und Sportaktivitäten könnten der Rhythmisierung von Lernaktivitäten und Erholung als auch der Gestaltung einer kindgerechten und gesundheitsfördernden   
    Schulkultur dienen 

  • Unterschiedliche Professionen (schulische wie außerschulische Akteur*innen) sind zusammen in festen Kooperationsstrukturen für gelingende Ganztagsangebote erforderlich – und damit auch die Sportvereine und -verbände 

  • Tragfähige Netzwerke im Sozialraum sollen geknüpft und mit außerschulischen Partnern  
    kooperiert werden, dadurch können auch außerschulische Lern- und Erfahrungsräume erschlossen werden 

  • es sollen Voraussetzungen geschaffen werden, die körperliche, seelische und soziale Wohlbefinden der Kinder stärken – hierzu können Bewegung, Spiel und Sport einen wesentlichen Beitrag leisten 

  • bedarfsgerechte und flexible Raum- und Flächenkonzepte sollen kreativ für kindgerechte Lern-  und Lebensräume genutzt werden 

  • Architektur der Gebäude sollen als ein Teil der pädagogischen Konzeption gesehen und den Bedürfnissen u. a. nach Bewegung und Begegnung gerecht werden 

Qualitätsentwicklung und Ausgestaltung der Ganztagsschule erfolgen in gemeinsamer Verantwortung. (Ganztags-)Schule und gemeinnütziger Sport müssen unter den neuen Gegebenheiten verstärkt aufeinander zugehen und sich intensiv aufeinander beziehen. Bisherige Kooperationen müssen gestärkt, finanziell angemessen honoriert, weiter ausgebaut und nachhaltig gesichert werden.   

Die Deutsche Sportjugend appelliert an die Kultusbehörden der Länder, auf der Grundlage dieser gemeinsamen Qualitätsempfehlungen die Sportorganisation auf Landesebene (Landessportbünde und Landessportjugend) für die Aufstellung und Gestaltung einer bewegungsfreundlichen und im Sozialraum vernetzen Ganztagsschule eng einzubinden und diese zu unterstützen.  


Zurück