Askese, Disziplin und Kampf: Kampf(sport) und Selbstbeherrschung als Thema für politische Bildung und Radikalisierungsprävention

Quelle: Adobe Stock / Fxquadro

Explizite Veranstaltungseinladung für Menschen aus dem organisierten Sport

Der erwachsene Blick auf junge Zielgruppen, ihre Interessen und Lebenswelten ist selten vorurteilsfrei oder ungefärbt. Gespeist aus der eigenen biographischen Erfahrung oder aus Ressentiments gegenüber der "Jugend von heute" dominiert das Bild materialistisch-hedonistischer Jugendlicher die öffentliche Wahrnehmung und lässt Milieus und Individuen, die eher spirituell oder asketisch eingestellt sind, in den Hintergrund treten. Anders ist es im Rahmen der Auseinandersetzung mit anti-pluralistischen Ideologien und Radikalisierungsprozessen: Hier ist ein Bewusstsein für die Bedeutung von "Askese, Disziplin und Kampf" in der Adoleszenzphase stärker verbreitet – häufig jedoch nicht ohne persönliche Verwunderung, wie es Aladin El-Mafaalani mit Blick auf den Salafismus gut auf den Punkt bringt: "Strenge Kleiderordnung, reglementierte Sexualität und Konsumverzicht – in unserer Vorstellung muss das reines Gift für eine Jugendbewegung sein."

Selbstdisziplin und die "eigentlichen Interessen" Jugendlicher werden dann häufig als Antagonismen gefasst. Und tatsächlich sind es bisweilen der Alkohol, die Playstation oder – idealerweise – die Freunde und Freundinnen, die eine Abkehr von strikten Ideologien unterstützen und deradikalisierend wirken. Doch anti-pluralistische Ideologien sind nicht (nur) trotz ihrer Rigidität attraktiv. Strenge Regeln und klare Rollen machen oft gerade ihren Reiz aus. Askese hat Suchtpotential. Selbstdiziplinierung und Selbstoptimierung versprechen längst nicht nur an den gesellschaftlichen Rändern Anerkennung. Und in der Ablehnung von Hedonismus treffen sich die Narrative unterschiedlichster anti-emanzipatorischer Ideologien.

Das Interesse vieler junger Menschen an Körper- und Selbstbeherrschung zeigt sich eindrücklich unter anderem an der Beliebtheit von Kampfsport. Die Kampfsportszene ist für junge Menschen mit den verschiedensten Hintergründen attraktiv und liefert damit natürlich auch Anknüpfungspunkte für eine niedrigschwellige und lebensweltorientierte politische Bildung. Nicht überall werden jedoch die körperlichen Fähigkeiten zusammen mit einer friedfertigen Haltung und demokratischen Gesellschafts- und Geschlechterbilder vermittelt und nicht alle nutzen den Sport allein für körperliche Ertüchtigung und Selbstverteidigung. Darüber hinaus haben die Hoffnung auf einen Vorteil im "Kampf um die Straße" und auf ein ertragreiches Rekrutierungsfeld das Interesse rechtsextremistischer Bewegungen am Kampfsport geweckt. Teilweise hat dies zu einer erfolgreichen Unterwanderung eines Teils der Kampfsportszene geführt, die dem Rechtsextremismus neben Rekrutierungsmöglichkeiten auch Einnahmequellen bietet.

Vor diesem Hintergrund widmet sich die dreitägige bpb-Tagung in Vorträgen, Workshops und Vernetzungsformaten den Themen Jugendmilieus, Askese und Kampfsport. Die Veranstaltung findet in Magdeburg statt und ist kostenfrei. Mit Blick auf Inklusivität, Diversität und Nachhaltigkeit wird es ein Awareness-Team geben. Reisekosten werden nicht übernommen.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen Bundeszentrale für politische Bildung und dem Netzwerk „Sport & Politik für Fairness, Respekt und Menschenwürde“ bei der dsj.

Es sind schon fast alle Teilnahme-Plätze besetzt. Für Menschen aus dem organisierten Sport sind aber noch einige Plätze reserviert. Anmeldefrist ist der 10. März. Alle Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung können der bpb Website entnommen werden. 


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