Anfang November fand die Abschlusstagung des dreijährigen Projekts „(Anti-)Rassismus im organisierten Sport“ von dsj und DOSB unter diesem Motto in Frankfurt am Main statt. Das Zusammenkommen des Netzwerks „NAniS“ und weiterer Interessierter war bewegend, wichtig, stark – und klar fordernd.
Ein Höhepunkt bereits zu Beginn der Tagung war der Ted Talk von Younis Kamil. Über sehr persönliche Einblicke in seine Biografie rückte er die Menschen in den Mittelpunkt, die im Sport und in der Gesellschaft von Rassismus betroffen sind. Er forderte mehr Sichtbarkeit, Unterstützung und Türöffner für echte Teilhabe. Besonders seine Erfahrungen als muslimischer Mensch brachten eine wichtige Perspektive. In diesem Zuge forderte er mehr Anteilnahme und klare Positionierung gegenüber antimuslimischem Rassismus. Für die vielen Muslim*innen im organisierten Sport müsse sich auch der DOSB und die dsj sichtbarer einsetzen. Younis Kamil gedachte am Ende seines Ted Talks in einem Moment der Stille an das Leid von Menschen in Gaza, Sudan und der Demokratischen Republik Kongo.
Das Projektteam stellte die Ergebnisse aus drei Jahren intensiver Arbeit vor. Es ist gelungen, Rassismuskritik im Sport über Antirassismus-Beauftragte, Bildungsmodule und Netzwerkarbeit zu verankern und wichtige Impulse zu setzen. Im Gespräch mit dem Moderator der Tagung, Fuzael Ul-Hassan, machten Leon Ries (dsj) und Michaela Röhrbein (DOSB) zudem deutlich: Rassismuskritik im organisierten Sport ist eine zentrale Zukunftsaufgabe. Es braucht ein sicheres Umfeld und echte Teilhabe für alle.
In ihren eindrucksvollen Abschlussworten betonte Projektreferentin Sunbal Mahmood, dass echte Veränderungen nur möglich sind, wenn bestehende Strukturen einen rassismuskritischen Wandel vollziehen. Neue Wege können entstehen – Wege, die im Sinne der Betroffenen gedacht und gestaltet sind. Dafür braucht es gemeinsames Engagement: Kräfte bündeln, miteinander statt gegeneinander arbeiten. Ein zentraler Punkt bleibt dabei: die Sichtbarkeit von Betroffenen und ihrer Lebensrealität im Sport weiter zu stärken. Nur so kann Vielfalt nicht nur thematisiert, sondern tatsächlich gelebt werden.
Dazu trägt auch die im Projekt beinhaltete, unabhängige Studie „Rassismus und Rassismuskritik im Vereinssport“ des Forschungsteams der Bergischen Universität Wuppertal unter Leitung von Prof.in Tina Nobis bei. Erstmalig wurden Ergebnisse präsentiert, die zeigen, Rassismus im Breitensport ist Alltag von Betroffenen.
Im Anschluss fanden Workshops zu den Themen türkischer Ultranationalismus und Rechtsextremismus im Sportumfeld (Dîlan Akdogan), rechtspopulistische Sprache und Desinformation über digitale Medien (Prof. Dr. Derya Gür-Seker), Machtkritik und Gerechtigkeit im Sport (Younis Kamil & Zubair Ahmad), Rassismuskritische Perspektiven und Einführung in diskriminierungssensibles Handeln (Sinem Eker) statt.
Klar wurde dabei erneut, in Zukunft braucht es:
- Mehr Kenntnis über Rassismus sowie die Sichtbarkeit von Rassismus und Betroffenen
- Repräsentation von BPoC in den Strukturen bis an die Spitzenebene
- Forschung zu weiteren Formen von Rassismus und mit intersektionalem Ansatz
- Nachhaltige Befassung mit und Verankerung von Rassismuskritik in dsj und DOSB
Die Tagung wurde von einem Awareness-Team, unter Koordination von Sabrina Rahimi, begleitet.