„Bewegung und Sport für Alle“

Gipfelerklärung zum Bewegungsgipfel des Bundes, der Länder, der Kommunen und des organisierten Sports

Wir, die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner aus Bund und Ländern, den Kommunen und dem organisierten Sport wollen gemeinsam Bewegung und Sport fördern und die Rahmenbedingungen hierfür in Deutschland verbessern. Der Bewegungsgipfel ist ein Signal des Aufbruchs. Mit ihm verpflichten wir uns gemeinsam, konkrete Maßnahmen auf den Weg zu bringen, um Bewegung und Sport für alle Menschen in Deutschland möglich und einfach erreichbar zu machen - unabhängig von Wohnort, Herkunft, Geschlecht, Alter, finanziellen Möglichkeiten und individuellen körperlichen und geistigen Fähigkeiten.

Bewegung und Sport bedeuten Lebensqualität, Wohlbefinden und Gesundheit. Sie machen Freude, halten fit und tragen zu einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung bei. Bewegung und Sport bringen Millionen Menschen in unserem Land jeden Tag zusammen. Sie sind damit ganz konkret gelebter Zusammenhalt und essentiell für unsere Gesellschaft. Deshalb fördern der Bund, die Länder, Kommunen und der organisierte Sport Bewegung und Sport durch unterschiedliche Maßnahmen und auf verschiedenen Ebenen.

  • Bewegung und eine gesunde Ernährung leisten einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt und zur Verbesserung der physischen und psychischen Gesundheit. Dazu halten die Sportvereine und andere zivilgesellschaftliche Organisationen ein breites Angebot mit Unterstützung der Länder und Kommunen vor. Mit dem Nationalen Aktionsplan IN FORM verfolgt der Bund das Ziel, die gesundheitsförderlichen Rahmenbedingungen für gesunde Ernährung und mehr Bewegung gemeinsam zu adressieren und nachhaltig zu verbessern.
     
  • Zur Förderung von Bewegung setzen die Länder bereits Initiativen, Programme und Projekte um. Diese werden intensiviert und die Zusammenarbeit der verschiedenen Länderministerien mit weiteren Institutionen, z.B. Kommunen, Schulen, Kranken- und Unfallkassen, Landes-, Stadtsportbünden und Sportvereinen wird weiter gestärkt.
     
  • Bewegung und Sport benötigen eine gute Infrastruktur und vielfältige Bewegungsräume. Der Bund, die Länder und die Kommunen tragen mit Investitionen und Förderprogrammen Sorge für vielseitige, barrierefreie und nachhaltige Sporträume 2 und Bewegungsgelegenheiten für alle; dies umfasst auch die Sport- und Freizeitausübung in urbanen Grün- und Freiräumen. Die Städte und Gemeinden bieten ihren Bürgerinnen und Bürgern, den Schulen und Sportvereinen mit den Sportstätten und Bewegungsräumen einen geeigneten Rahmen für Sport und Bewegung. Bei der Schaffung von Sportstätten und Bewegungsräumen berücksichtigen sie das veränderte Sport- und Bewegungsverhalten der Bevölkerung. In den Quartieren des Städtebauförderungsprogramms „Sozialer Zusammenhalt“ werden ressortübergreifende Ansätze für sozialraumorientierten Sport- und Bewegungsförderungen, die insbesondere sozial benachteiligten Gruppen zu Gute kommen, verfolgt. Die Bedarfe von Menschen mit Behinderungen werden besonders berücksichtigt, was sich u.a. in einer barrierefreien Erreichbarkeit sowie Nutzbarkeit von Bewegungsangeboten niederschlägt.
     
  • Um die aktive Alltagsmobilität mit dem Rad und zu Fuß zu stärken, finanziert und fördert der Bund bereits jetzt den Bau flächendeckender, möglichst vom Kraftfahrzeugverkehr getrennter und sicherer Radinfrastrukturen vor Ort und im Fernradwegenetz. Dies wird er auch zukünftig weiter verstetigen.
     
  • Bund, Länder, Kommunen und organisierter Sport fördern Sport- und Bewegung in urbanen Grün- und Freiräumen – etwa durch “Sport im Park“- oder Laufgruppen-Angebote, durch Aktivzonen und Bewegungsinseln. Sie verbreiten Wissen und Erfahrungen zu Klimaanpassung und zum ökologisch sensiblen Umgang mit natürlichen Lebensräumen, um damit die Sport- und Freizeitausübung in Stadtnatur und freier Landschaft zu sichern.
     
  • Mit der Fortentwicklung der Plattform „Green Champions“ unterstützen Bund und organisierter Sport die Organisatorinnen und Organisatoren bei der Planung und Durchführung umweltgerechter, nachhaltiger und barrierefreier Sportveranstaltungen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene und es werden konkrete Handlungsmaßnahmen für Veranstalter und Interessierte aufgezeigt.
     
  • Der Bund, die Länder, die Kommunen und der organisierte Sport wollen den Zugang zu Sport und Bewegung erleichtern. Hierbei spielt die Erhöhung der Sichtbarkeit von Sport- und Bewegungsangeboten – etwa durch digitale Karten wie die Bewegungslandkarte (BeLa) – eine große Rolle. Der organisierte Sport nutzt zudem die Kraft seiner Selbstorganisation und seiner Autonomie, um seine Angebote und Potentiale niedrigschwellig zugänglich zu machen. Es werden auch die Bedürfnisse des selbstorganisierten Sports bedacht.
     
  • Die Kommunalen Spitzenverbände setzen sich für eine Sportentwicklungsplanung ein, die Teil einer integrierten Stadtentwicklungsplanung ist und als „Querschnittsaufgabe“ zahlreiche kommunale Handlungsfelder vom Bereich Bildung, Jugend, Soziales bis zur Stadt-, Verkehrs- und Grünflächenplanung sowie den Gesundheitsbereich bündelt.
     
  • Sport im Verein und in selbstorganisierten Gruppen stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen und damit die Gesellschaft als Ganzes. Das Ehrenamt trägt dazu ganz wesentlich bei und ist für die einzigartige Vereinslandschaft unersetzlich. Der Bund, die Länder, die Kommunen und der organisierte Sport unternehmen daher erhebliche Anstrengungen, das ehrenamtliche Engagement im Sport zu stärken, Ausbildungen und Angebote weiterzuentwickeln, Trainer*innen, Schiedsrichter*innen und Übungsleiter*innen zu qualifizieren und mehr Mitglieder für Vereine zu gewinnen.
     
  • Für alle gesellschaftlichen Gruppen soll eine gleichberechtigte und umfassende Teilhabe möglich sein – dabei spielen Bewegungs- und Sportangebote eine wichtige Rolle. Der Bund, die Länder, die Kommunen und der organisierte Sport fördern Bewegung für ältere Menschen sowie Modellprojekte für Menschen mit Behinderung sowie zur Inklusion im und durch den Sport. Der Bund stärkt das Programm „Integration durch Sport“, damit noch mehr Menschen mit Einwanderungsgeschichte in den Sportvereinen Gemeinschaft finden. In den Kommunen ist der Sport wesentlicher Teil der kommunalen Daseinsvorsorge: er fördert Integration und Inklusion unabhängig vom Alter, körperlichen oder geistigen Fähigkeiten, sozialen und finanziellen Verhältnissen oder ethnischer Herkunft.
     
  • Bewegung, Spiel und Sport sind seit jeher wesentliche Bestandteile ganzheitlicher frühkindlicher, schulischer und non-formaler Bildung. Die Länder unternehmen weiter große Anstrengungen zur Stärkung des Sports, z.B. durch die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Sportunterrichts. Außerunterrichtliche Sport- und Bewegungsangebote werden ausgebaut. Im Rahmen des schulischen Ganztags geschieht dies z. B. auch in Kooperation mit dem organisierten Sport. Länderspezifische Programme wie die „Bewegungsfördernde Schule“ werden zielgerichtet weiterentwickelt.

 

Diese Maßnahmen sind bereits wichtige Beiträge. Mit dem Bewegungsgipfel auf höchster politischer Ebene wollen wir nun der Förderung von Bewegung und Sport in allen Facetten eine besondere Aufmerksamkeit geben.

Wir wollen, dass Bewegung und Sport selbstverständlich und leicht im Alltag zu integrieren sind. Wir wollen, dass Menschen sowohl im individuellen Sport wie auch im organisierten Sport gute Rahmenbedingungen und Räume vorfinden, die ihren Bedürfnissen und Wünschen entsprechen und die Talente entdecken helfen. Hierfür wollen wir unsere Initiativen bündeln und erfolgreiche Maßnahmen in die Fläche bringen. Wo Lücken bestehen, wollen wir Barrieren abbauen. Und bei alledem wollen wir die wesentlichen Aspekte der Zukunft wie Nachhaltigkeit in allen Bereichen, Umwelt- und Klimaschutz mit bedenken.

Um unsere Ziele umzusetzen, werden wir zusätzlich auf den Weg bringen:

„Runder Tisch Bewegung und Gesundheit“: Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner erörtern gemeinsam mit Sozialversicherungsträgern, Verbänden und Wissenschaft, wie Bewegung und ein aktiver Lebensstil für alle Menschen in Deutschland 4 sektorenübergreifend gefördert werden kann und vereinbaren hierzu bis Ende 2023 konkrete Maßnahmen. Dabei richtet sich ein besonderer Fokus auf Gruppen und Lebenswelten, die einen besonderen Unterstützungsbedarf für die Stärkung von Bewegung haben.

Entwicklungsplan Sport: Der Entwicklungsplan Sport ist für den Sport das Kernstück des weiteren Prozesses und soll in eine nationale, auf Dauer angelegte Kampagne zur Förderung des Sports für alle Menschen münden. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner gestalten unter Anerkennung und Wahrung der Zuständigkeiten den Entwicklungsplan Sport im Dialog miteinander und unter Einbindung der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft, der die Förderung des Sports als Gemeinschaftsaufgabe aller begreift. Im Jahr 2023 sollen nach einer Bestandsaufnahme und -analyse konkrete Vorschläge umsetzungsreif ausgearbeitet werden. Die mit Blick auf die gesetzten Ziele innovativsten, nachhaltigsten und erfolgversprechendsten Vorschläge sollen ab 2024 in der Breite umgesetzt werden.

Ernährungsstrategie: Bund und Länder haben eine tragende Rolle für die Gestaltung eines gesundheitsförderlichen Umfelds, das neben Bewegung auch Rahmenbedingungen für Ernährung betrifft. Ziel der Ernährungsstrategie der Bundesregierung ist es, es allen Menschen so einfach wie möglich zu machen, sich gut zu ernähren. Vorteilhafte und gesunde Umgebungen für Ernährung und Bewegung sollen gestaltet sowie gesunde und nachhaltige Ernährungsmuster gefördert werden.

Aktive Mobilität: Der Bund wird in den nächsten Jahren die Länder und Kommunen bei dem Bau flächendeckender und sicherer Radinfrastrukturen vor Ort und im Fernradwegenetz weiter kontinuierlich unterstützen. Für den Fußverkehr wird eine nationale Fußverkehrsstrategie erarbeitet und ebenso mit einer Förderung unterstützt.

Sichtbarkeit von Bewegungs- und Sportangeboten: Der Bund, die Länder, die Kommunen und der organisierte Sport streben die Verbesserung von digitaler Sichtbarkeit von lokalen Bewegungs- und Sportmöglichkeiten an. Hierzu sollen weitere Maßnahmen wie digitale Sportstättenkarten, mit Sporterlebnistagen beitragen. Der Bund plant zudem die Einführung eines bundesweiten „Tag des Sports“. Kernstück des „Tag des Sports“ sollen niedrigschwellige Bewegungs- und Sportangebote sein, die alle Bevölkerungsgruppen erreichen.

Ganzheitliche Bildung: Der Bund fördert ab 2023 mit einem neuen Programm „Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“ Projekte und Angebote im Bereich Sport und Bewegung von und für junge Menschen. Die Länder unternehmen Anstrengungen zu Qualitätssicherung, Barrierefreiheit und Weiterentwicklung von Bewegungs- und Sportangeboten. Der organisierte Sport schafft und qualifiziert dabei vielfältige und niedrigschwellig zugänglichen Sport- und Bewegungsangebote für junge Menschen.

Entwicklung der Sportangebote: Bund und Länder unterstützen die flächendeckende Qualifizierung und das ehrenamtliche Engagement von Trainerinnen und Trainer für den Kinder- und Jugendbereich sowie die Entwicklung von Sportangeboten. Das Bundesprogramm „Re-Start“ soll hierzu einen Beitrag leisten.

Bei der Schaffung von Sportstätten und Bewegungsräumen berücksichtigen Städte und Gemeinden das veränderte Sport- und Freizeitverhalten der Bevölkerung. Dies betrifft vor allem die steigende Bedeutung des selbstorganisierten Sports und des wohnortnahen Raums für Sport und Bewegung. Dazu wird die Qualifizierung von öffentlichen Räumen als sportlich nutzbare Stätten und die Schaffung „informeller“ Bewegungsräume angestrebt, die sowohl dem organisierten als auch dem selbstorganisierten Sport zur Verfügung stehen. Ziel sind multifunktionale Räume, die die Funktionen von Stadt-, Grün- und Sport- und Bewegungsflächen kombinieren. Der organisierte Sport entwickelt auch zukünftig u.a. zusammen mit Wissenschaftspartnern, zielgruppen- und altersübergreifend seine Sportangebote in Inhalt und Format weiter. Dazu wird der organisierte Sport in 2023 eine Bundeskonferenz Sportentwicklung durchführen und ein Monitoringsystem, einen Think Tank und Innovations-Panel „Vereins- und Sportentwicklung“ aufbauen.

Gezeichnet:

Bundesministerium des Innern und für Heimat
Gez. Nancy Faeser

Bundesministerium für Gesundheit
Gez. Prof. Dr. Karl Lauterbach

Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Gez. Hubertus Heil

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Gez. Cem Özdemir

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Gez. Lisa Paus

Bundesministerium für Digitales und Verkehr
Gez. Dr. Volker Wissing

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Gez. Steffi Lemke

Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
Gez. Klara Geywitz B

eauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration
Gez. Reem Alabali-Radovan

Sportministerkonferenz
Gez. Michael Ebling

Gesundheitsministerkonferenz
Gez. Petra Grimm-Benne

Kultusministerkonferenz
Gez. Jan Benedyczuk

Deutscher Städtetag
Gez. Markus Lewe

Deutscher Städte- und Gemeindebund
Gez. Ralph Spiegler

Deutscher Olympischer Sportbundes
Gez. Thomas Weikert

Deutsche Sportjugend
Gez. Stefan Raid

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