Eine junge engagierte Zivilgesellschaft ist kein Selbstläufer

Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014 zeigt auch wieder: die meisten Menschen engagieren sich weiterhin im Bereich „Sport und Bewegung“

Aber auch wenn Engagement im gemeinnützigen organisierten Sport große Attraktivität besitzt, sind an vielen Orten insbesondere zeitintensive Engagementformen - etwa Vorstandstätigkeiten - selten von jungen Menschen besetzt. Darüber hinaus sind junge Menschen u.a. mit einem Migrationshintergrund unterrepräsentiert. Eine junge engagierte Zivilgesellschaft, die Jeder und Jedem Zugänge einfach macht, ist kein Selbstläufer.

Was die Zivilgesellschaft für den Zusammenhalt leistet, hat sich seit dem Jahr 2015 wieder auf besondere Art und Weise gezeigt: Menschen, die aus ihren Heimatländern fliehen mussten, wurden in großem Maße von Ehrenamtlichen und freiwillig Engagierten – auch jungen Menschen – in der gesamten Bundesrepublik willkommen geheißen und aufgenommen. Dies zeigt beispielhaft, wie selbstorganisiertes, zivilgesellschaftliches Engagement positive Kraft entfalten kann. Viele der jungen Helfern und Helferinnen haben schon an anderer Stelle – etwa im Sportverein – erste Erfahrungen mit bürgerschaftlichem Engagement gemacht. Sie haben erfahren, dass es sich lohnt, sich gemeinsam für die Gesellschaft einzusetzen und andere zu unterstützen, wenn sie Hilfe brauchen.

Es ist die Kernaufgabe der Deutschen Sportjugend und ihrer Mitgliedsorganisationen freiwilliges Engagement von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu ermöglichen, zu fördern und zu unterstützen und sich für gute Rahmenbedingungen einzusetzen. Politische Partizipation und freiwilliges Engagement haben viele Berührungspunkte. Transparente Beteiligungsangebote tragen zur politischen Willensbildung und Entscheidungsfindung bei und wirken sich auch positiv auf freiwilliges Engagement aus. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit im Dialog hilft überdies, Polarisierungen zwischen Personen(-gruppen) sowie Ausgrenzungen im Gemeinwesen entgegenzuwirken. Dort, wo insbesondere junge Menschen ihren Verein mitgestalten und zu „ihrem“ Verein machen, wird oft Neues gewagt, werden nachhaltige Entwicklungen angeregt und notwendige Veränderungen angestoßen. Dafür gilt es die Kinder- und Jugendarbeit im Sport weiterzuentwickeln und den gemeinnützig organisierten Kinder- und Jugendsport als Plattform für Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sowie Partizipation auszubauen.

Die Deutsche Sportjugend will dafür das Potenzial des Sports bei der Ansprache, der Gewinnung und der Bindung von jungen Engagierten weiter entfalten. Wir wissen, dass es bei der Entscheidung für oder gegen ein freiwilliges Engagement im Verein oder Verband um ganz unterschiedliche Schlüsselfaktoren geht. Die Deutsche Sportjugend und ihre Mitgliedsorganisationen haben zum Zweck der Systematisierung von Wissen und Erfahrungen dazu gemeinsam das Frankfurter Modell zur Engagementförderung entwickelt und verfügen hier über die Expertise, die es auszubauen gilt. Schon die Ansprache ist entscheidend. Es geht weiter mit der Orientierung und Einarbeitung, der Weiterentwicklung von Aufgaben. Ideen sind zu entwickeln, welche Perspektiven es bei einer Unterbrechung oder Beendigung eines Engagements gibt. Die Anerkennung und Wertschätzung, die Berücksichtigung der Motive von jungen Menschen, die Sozialraum- und Zielgruppenorientierung, die Weiterentwicklung der Engagementkultur im Verein – dies alles ist zu bedenken, damit Engagement junger Menschen nachhaltig ermöglicht und gefördert wird.

Ein erfolgreiches Förderprogramm in diesem Kontext wird 2018 auslaufen: mit dem bundesweiten Förderprogramm „Zukunftsinvestition: Förderung jungen Engagements im Sport“ (ZI:EL+) konnten viele Impulse gesetzt werden. Es hatte vor allem die – modellhafte – Förderung von jungem Engagement für und mit jungen Menschen mit erschwerten Zugangsbedingungen zu den Strukturen des Sports im Blick. Dies sind junge Menschen mit Migrationshintergrund, aus bildungsfernen Schichten, mit Behinderung oder Fluchterfahrung. Die Ergebnisse des 4. Freiwilligensurveys unterstreichen die Wichtigkeit von ZI:EL+ und seiner inhaltlichen Ausrichtung und machen deutlich, wie notwendig die Förderung des Engagements für und mit diesen Zielgruppen ist. Als Medium dafür sind Bewegung, Spiel und Sport unabhängig von sozialen oder kulturellen Hintergründen, innerhalb wie außerhalb des Sportvereins, besonders bedeutend. Der Sport ist als Engagementfeld niedrigschwellig, denn er ist gleichzeitig ein zentrales Element jugendlicher Freizeitgestaltung. Die Vielfalt der entsprechenden Angebote eröffnet Kindern und Jugendlichen eine gute Chance, Interesse an einer aktiven Lebensweise zu entwickeln, Stärken zu entdecken und Potenziale zu entfalten. Auf diese Weise Teilhabe und Partizipation zu ermöglichen, ist Ziel von Förderprojekten und -programmen der dsj und ihrer Mitgliedsorganisationen.

Die dsj fordert: Engagementförderung durch Jugendverbände im Sport verstetigen
Die Förderung des Engagements von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Vereinen und Verbänden ist eine der wichtigsten Aufgaben des verbandlich organisierten Kinder- und Jugendsports. Die Deutsche Sportjugend fordert den Deutschen Bundestag und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) auf, den Anforderungen durch eine Aufstockung der Fördermittel für die Kinder- und Jugendarbeit der Jugendverbände, die zivilgesellschaftlich verankert sind, Rechnung zu tragen.

Die dsj fordert: Junges Engagement im Sport bei der Engagementstrategie berücksichtigen
Die nationale Engagementstrategie der Bundesregierung konzentriert sich derzeit auf wenige Arbeitsfelder. Es ist unumgänglich, dass Junges Engagement in der Engagementstrategie der Bundesregierung aktiv mitgedacht wird und neben neuen Engagementformen auch die klassischen Engagementfelder – etwa die Sportvereine, die Millionen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit bürgerschaftlichem Engagement vertraut machen – bei der strategischen Weiterentwicklung des Feldes berücksichtigt werden.

Die dsj fordert: in einem Bundesengagement-Gesetz die Hausforderungen von jungem Engagement besonders berücksichtigen
Für die folgende Legislaturperiode ist ein Bundesengagement-Gesetz in Vorbereitung, das insbesondere die Demokratieförderung durch den Bund auch außerhalb von Modellprojekten ermöglichen soll. Dies begrüßen wir ausdrücklich. Junge Engagierte stärken Demokratie und prägen eine weltoffene Gesellschaft mit. Günstige Rahmenbedingungen für junges Engagement zu schaffen, ist daher auch Demokratieförderung und ein Beitrag für eine jugendgerechte Gesellschaft. Wir fordern, bei Überlegungen zu Rahmenbedingungen eines Bundesengagement-Gesetzes die Bedürfnisse von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Besonderen zu berücksichtigen.

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