Fachforum Junges Engagement: Bildung, Mitbestimmung und Demokratie im Sport

Quelle: dsj

Zwei Tage Austausch liefern Impulse für die Engagementförderung

Anfang Oktober kamen rund 50 Junge Engagierte und Engagementverantwortliche der dsj-Mitgliedsorganisationen beim Fachforum Junges Engagement im Haus des Sports in Frankfurt zusammen. Im Mittelpunkt: Engagement im Sport als Bildungschance, echte Mitbestimmung junger Menschen und die Weiterentwicklung demokratischer Vereinskultur.

Bildungsengagement im Sport: zeitintensiv und voraussetzungsreich
Dr. Jana Priemer, Wissenschaftlerin am Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung, nd Dr. Peter Schubert, Leiter des ZiviZ im Stifterverband, zeigten in ihren Vorträgen: Sportvereine sind non-formale Lernorte, in denen junge Menschen Fach-, Sozial- und Methodenkompetenzen entwickeln. Besonders die Bildungsengagierten – insbesondere Trainer*innen und Übungsleiter*innen – leisten wertvolle Bildungsarbeit, die zeitintensiv und voraussetzungsreich ist. Diese Engagierten sind häufig jünger, vollzeitbeschäftigt und bringen sich dennoch mindestens einmal pro Woche verbindlich ein. Sie benötigen besonders gute Unterstützung – von fachlicher Weiterbildung bis zur Vereinbarkeit mit Familie und Beruf.

jung.engagiert.gehört?! – Vom Zuhören zum Mitentscheiden
Die Podiumsdiskussion mit U27-Vorstandsmitglied Leandra Götz, Wissenschaftlerin Ann-Kathrin Haid und dem hessischen Sportpolitiker Marcus Bocklet griff auf, was viele junge Engagierte erleben: Es wird viel über sie gesprochen, aber noch zu selten mit ihnen. Oft wird eine einzelne junge Person eingeladen, um „für eine ganze Generation" zu sprechen – ein Tokenismus, der echte Mitbestimmung verhindert. Fehlende Repräsentation und unklare Entscheidungswege verstärken das Gefühl, dass die eigene Stimme nichts zählt. Deshalb ist es wichig, Räume zu schaffen, in denen junge Stimmen nicht nur gehört, sondern auch ernst genommen werden.

Der Appell an Vereine und Verbände: Nutzt die Kompetenzen junger Menschen von Anfang an. Beteiligt sie nicht symbolisch, sondern verhandelt gemeinsam, wie Beteiligung aussehen kann.

Praxisimpulse aus den Workshops
Die Workshops zu Event-Volunteering und zur Gewinnung und Bindung junger Engagierter lieferten konkrete Impulse für das Freiwilligenmanagement. Auch der Impuls der Bertelsmann-Stiftung zum Youth Empowerment Hub zeigte am zweiten Tag, wie Ansätze zur Stärkung junger Menschen erfolgreich umgesetzt werden können.

Als zusätzliches Angebot stellte Prof. Christian Gaum von der Ruhr-Universität Bochum den im Rahmen des Bundesprogramm gegen Extremismus und Menschenfeindlichkeit im Sport neu entwickelten Demokratiekoffer vor. Die Materialsammlung unterstützt Vereine dabei, über ihr Demokratieverständnis zu reflektieren – denn nicht alle verstehen dasselbe unter Demokratie. Der Koffer enthält ein Lernvideo, einen Selbsttest und praxisnahe Fallbeispiele aus dem Vereinsleben.

Die Ergebnisse des Forums zahlen auf die Überarbeitung des sogenannten Frankfurter Modells zur Förderung jungen Engagements im Sport ein. Das über zehn Jahre alte Konzept wird diversitätssensibler gestaltet und integriert neue Arbeitsfelder wie Demokratiebildung, Anti-Rassismus und Safe Sport stärker. Die Vorstellung des neuen Workbooks ist für Anfang 2027 geplant.

Das Fachforum zeigte: Junges Engagement im Sport ist Bildung und verdient Wertschätzung, Unterstützung und echte Beteiligung. Vereine und Verbände, die junge Menschen als kompetente Partner*innen von Anfang an einbinden, investieren in die Zukunft des Sports und der Demokratie.


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