Ganztag kindgerecht gestalten – Warum Kinder- und Jugendarbeit mehr ist als Betreuung

Quelle: dsj

Fachtag zeigt: Kinder- und Jugendarbeit – insbesondere im Sport – ist Schlüssel für kindgerechte Ferien im Ganztag

Wie gelingt kindgerechte Feriengestaltung im Ganztag – und welche Rolle spielt dabei die Jugendarbeit? Diesen Fragen widmeten sich am 12. Juni 2025 Vertreter*innen aus Kinder- und Jugendhilfe, Schule und organisiertem Sport beim Fachtag in Berlin. Im Zentrum stand die Frage, wie Angebote der Kinder- und Jugendarbeit – besonders in den Ferien – besser in den Ganztag integriert werden können. Chancen, Herausforderungen und notwendige Rahmenbedingungen wurden gemeinsam diskutiert, um außerunterrichtliche Bildungs- und Freizeitangebote zukunftsfähig und kindgerecht zu gestalten.

Ein zentraler Bestandteil des Fachtags war die Podiumsdiskussion „Jugendarbeit und ganztägige Bildung und Betreuung – Kindgerechte Ferien gemeinsam gestalten“. Julian Lagemann, ehrenamtliches Vorstandsmitglied der dsj, betonte aus Sicht des Sports: „Sportvereine sind tief in der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen verankert – sie kennen die Bedarfe vor Ort und bringen Menschen zusammen. Sie sind nicht nur Dienstleister, sondern starke und bedeutsame Bildungspartner. Sie können somit einen entscheidenden Beitrag zur kindgerechten Feriengestaltung im Ganztag leisten.“

Passend dazu stellte Ralf Kamp vom TV Jahn Rheine e.V. ein Beispiel aus der Praxis vor: Sein Sportverein ist Träger des offenen Ganztags und in der Ferienbetreuung aktiv. Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote ermöglichen weit mehr als körperliche Aktivität: Sie fördern soziale Teilhabe, stärken die Persönlichkeit und eröffnen niedrigschwellige Zugänge zu Bildung. Auf Grundlage dieses und weiterer Praxisbeispiele wurden in den abschließenden Barcamps die unterschiedlichen Potenziale, aber auch Risiken einer stärkeren Einbindung in die Feriengestaltung diskutiert. Dabei wurden die folgenden Stärken von Bewegung, Spiel und Sport deutlich: niedrigschwellige Zugänge, starke lokale Vernetzung und das Potenzial zur Förderung individueller Begabungen jenseits schulischer Leistungsbewertung.

Kritisch diskutiert wurde zudem der Bildungsföderalismus: Sind die föderalen Strukturen in ihrer jetzigen Form noch zeitgemäß oder stehen sie notwendigen Veränderungen im Weg? Die Teilnehmer*innen plädierten für mehr Koordination und einen klareren Rahmen, um die Kinder- und Jugendarbeit – insbesondere in den Ferien – zu stärken.

Aktuelle politische Entwicklungen unterstreichen die Relevanz des Themas:

Nur einen Tag nach dem Fachtag hat der Bundesrat am 13. Juni 2025 eine Gesetzesinitiative verabschiedet, die den Anspruch auf Ganztagsbetreuung erweitern soll. Demnach ist geplant, den Betreuungsanspruch auch auf niedrigschwellige Ferienangebote der Kinder- und Jugendarbeit auszuweiten. Damit wird deutlich, dass die Einbindung außerschulischer Akteure wie des organisierten Sports und weiterer Träger der Kinder- und Jugendhilfe nicht nur fachlich sinnvoll, sondern auch politisch gewollt ist. Dadurch bietet sich die Chance, den Ganztag bewegt und kindgerecht zu gestalten. Bei der Gestaltung des Ganztags soll das Kind ins Zentrum gestellt werden.

Der Fachtag hat verdeutlicht, welches Potenzial die Kinder- und Jugendarbeit, darunter auch der organisierte Kinder- und Jugendsport, für eine kindgerechte Ganztagsbildung bietet. Nun gilt es, diese Erkenntnisse in konkrete Strategien und langfristige Kooperationen vor Ort zu überführen, damit der Rechtsanspruch ab 2026 nicht nur erfüllt, sondern vor allem Im Sinne der Bedürfnisse der Kinder gestaltet wird.


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