Gezielte Angriffe auf unsere Demokratie gehen uns alle an

Ein Kommentar von Benny Folkmann (2. Vorsitzender der dsj und Mitglied im DOSB-Menschenrechtsbeirat)

Wenn Angriffe auf größtenteils ehrenamtliche und kommunal tätige Politiker*innen und generell für unsere Demokratie engagierte Menschen erfolgen, geht uns das alle an. Uns alle als Gesellschaft, insbesondere aber auch uns alle im Sport.  

Diese Angriffe sind strategisch motiviert und erinnern mich an die düstersten Zeiten, die es in Deutschland gab. Zeiten, in denen zu wenig Menschen klar Position bezogen haben. Zeiten, in denen sich auch der Sport instrumentalisieren ließ und seine grundlegende Werte wie Weltoffenheit, Miteinander, Solidarität und Fairness bewusst ins Gegenteil verkehrt wurden. 

Wir brauchen einen Sport, der Haltung zeigt und bereit ist, aktuelle Geschehnisse zu erklären und einzuordnen, insbesondere den über 10 Millionen Kindern und Jugendlichen, die in unseren Sportvereinen zusammenkommen. Menschen suchen und finden Halt in ihrem Sportverein und lernen dort unsere Gesellschaft kennen. Sie können im Vereinsalltag das Einmaleins der Demokratie lernen, sei es bei der Wahl eines Mannschaftskapitäns, bei der Partizipation im Trainingsablauf, dem Engagement für das Vereinsfest oder im Rahmen einer Mitgliederversammlung. 

Sport hat die Kraft, Menschen für das Positive zu begeistern und eine Rolle zur Stabilisierung unserer Demokratie einzunehmen. In vielen Sportvereinen und -verbänden engagieren sich zahlreiche Menschen für Demokratie – und das nicht immer ohne Widerstände.  

Insbesondere für junge Menschen können die jüngsten Angriffe auf Politiker*innen und ehrenamtliche Wahlkampfhelfer*innen einschüchternd wirken. Wir als Deutsche Sportjugend verurteilen diese Angriffe auf das Schärfste und stehen klar an der Seite aller Wahlkämpfenden und Engagierten der demokratischen Parteien. Es ist wichtig, dass nicht nur die Sicherheitsbehörden mit aller notwendigen Härte agieren. Alle demokratischen Kräfte und vor allem die Zivilgesellschaft sind jetzt gefragt, Solidarität und klare Haltung zu zeigen gegen diese feigen Einschüchterungsversuche.  

Der Sport als größter Träger der Zivilgesellschaft und demokratischer Wertevermittler ist ebenfalls schon lange Ziel strategischer Angriffe. Nicht immer verlaufen diese offen und gewaltbereit, teilweise versucht die AfD mit parlamentarischen Initiativen demokratiestärkende Initiativen und Projekte zu verhindern, teilweise werden Sportvereine gezielt aus der rechtsextremen Szene subtil unterwandert – der viel zitierte „Wolf im Schafspelz“. 

Hier müssen wir als organisierter Sport wachsam sein, Angriffe erkennen, Hilfestellung leisten und vor allem diejenigen unterstützen, die von offener Gewalt betroffen sind. Ganz egal, in welcher Form sich diese äußert. Und das auch über den Sport hinaus.  

Wir wollen die Menschen in unseren Strukturen nicht allein lassen und setzen uns für eine Gesellschaft ohne Hass, Gewalt und Diskriminierung ein. Neben einer immer wieder klar kommunizierten Haltung und der Solidarisierung in Bündnissen weit über den Sport hinaus haben wir in der dsj zum Thema „Sport mit Courage“ Bildungsunterlagen und niedrigschwellige Informationsflyer wie „Mit Schutz und Rückendeckung“ entwickelt, die Betroffenen von rassistischen und menschenfeindlichen Angriffen Rückendeckung geben und Hinweise zu ersten Schritten bei Vorfällen bieten. 

All diese Arbeit kann aber nur Früchte tragen, wenn wir als Sport geschlossen und vehement für eine offene und demokratische Gesellschaft einstehen. Wenige Wochen vor der Europawahl und vor den weiteren anstehenden Wahlen in diesem Jahr wünsche ich mir dies besonders. Schließlich ist es für viele junge Menschen in unserem Land das erste Mal, dass sie sich aktiv mit einer Stimmabgabe für die Demokratie einbringen können. Lasst uns zusammen dafür kämpfen, dass viele am Wahltag ihr Kreuz setzen – und zwar ohne Haken! 


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