Kann man das nicht öfter machen? – In angepasstem Format und dann gerne mit mehr Zeit!

Fazit der Engagierten aus dem Sport zum Jugend-Hearing des Bundesjugendministerium

Fast jedes zweite Kind, jede*r zweite Jugendliche ist Mitglied in einem Sportverein. Neben der wichtigen Rolle für Bewegungsförderung und Sport haben Vereine eine besondere Bedeutung für gesellschaftliche Teilhabe, Bildung und Persönlichkeitsentwicklung. Aufgrund des Lockdowns blieben die Turnhallen, Sportplätze und Bewegungsräume aber monatelang geschlossen. Der Frust darüber sitzt inzwischen bei vielen jungen Leuten tief und Einsamkeit, Perspektivlosigkeit und Bewegungsmangel tun ihr weiteres, zumal die regelmäßig stattfindenden Ministerpräsident*innen-Konferenzen jugendpolitische Aspekte leider nicht priorisieren. Insgesamt gibt es im Moment ein starkes Gefühl bei jungen Menschen in der Gesellschaft, dass sie zu wenig Berücksichtigung und Gehör finden.

Am 11. März 2021 fand deswegen ein Jugend-Hearing des Bundesjugendministeriums statt. Dazu waren 100 Jugendliche und junge Erwachsene vom BMFSFJ eingeladen zu berichten, wie es der jungen Generation in der Corona-Krise geht. Sie erarbeiteten konkrete Forderungen zur Bewältigung aktueller Herausforderungen für junge Menschen und Empfehlungen für Öffnungsperspektiven in der Corona-Pandemie. Ein zentrales Thema war: Kinder und Jugendliche sind nicht nur Schülerinnen und Schüler. Sie haben Bedarfe über Regelungen rund um Schule hinaus und wollen als umfassende Persönlichkeiten wahrgenommen werden – insbesondere von Seiten der politisch Verantwortlichen. Junge wollen ernsthaft beteiligt und nicht allein gelassen werden. Der Wunsch der Teilnehmer*innen am Hearing war es, dass diese Beteiligung an politischen Entscheidungen und Prozessen auch strukturell garantiert wird. Bundesministerin Franziska Giffey versprach am Ende des Hearings, die Ergebnisse des Jugend-Hearings in die nächste Konferenz der Ministerpräsident*innen einzubringen und sich für Kinder und Jugendliche und deren Belange einzusetzen.

Kritische Auswertung des Jugendhearings mit Teilnehmer*innen aus dem Sport
Es hatten auch Teilnehmer*innen aus den Jugendorganisationen im Sport die Gelegenheit, beim Hearing dabei zu sein. Diese trafen sich vergangene Woche zu einer Auswertung des Jugend-Hearings und dessen Ergebnisse. Grundsätzlich war man sich einig, dass ein Hearing als eine Form der Jugendbeteiligung eine gute Idee ist. Es wurde aber auch deutlich: Jugendbeteiligung ist eine ständige Aufgabe und kann nicht mit der Durchführung eines einzelnen Hearings erfüllt sein. Damit Jugendbeteiligung gelingen kann, bedarf es jedoch mehr Zeit für einen gelebten Austausch zwischen Politik und Jugend. Auch im Hinblick auf eine zunehmende Politikverdrossenheit, gerade aufgrund der Corona-Pandemie, ist es wichtig, mehr auf junge Menschen einzugehen und ihre Bedarfe mitzudenken. Sie erleben, dass Politik nicht für sie gemacht wird und sie werden von dieser nicht vertreten werden. Es ist daher wichtig, zuzuhören. Und für die Politik ist es eine große Chance, in Sachen Glaubwürdigkeit zu punkten. Dazu gehört ganz konkret, dass in Veranstaltungen, Wortmeldungen in ausreichendem Umfang möglich gemacht werden und auf Inhalte der Wortmeldungen direkt eingegangen wird. Sofern der enge Zeitplan dies nicht zulässt, sollten im Vorhinein oder im Nachgang Möglichkeiten geschaffen werden, damit junge Menschen ihre Ansichten und Wünsche angemessen einbringen können.

Die Deutsche Sportjugend wird Rückmeldungen und Anregungen der Teilnehmer*innen aus dem Sport in Form von persönlichen Statements in einem Brief an die Ministerin weitergeben, damit ihrer Stimme Gehör verliehen wird. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das Hearing eine Gelegenheit für einen Austausch mit der Ministerin und ein erster Aufschlag für eine Form der Jugendbeteiligung war, den man aber noch verbessern kann. Es ist wichtig, Jugendliche und junge Menschen in ihren Bedürfnissen und Erwartungen ernst zu nehmen und ihnen zuzuhören.

Daher schließt sich die dsj gerne dem Fazit der Teilnehmenden an: sollte es ein weiteres Jugend-Hearing geben, dann gerne in angepasstem Format und mit mehr Zeit. Gerne steht sie aber auch für die Erarbeitung anderer Jugendbeteiligungsformate zur Verfügung.


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