Am 18. und 19. November 2025 kamen 150 Teilnehmende auf Einladung von DOSB und dsj zum jährlichen Forum Safe Sport im Haus des Sports in Frankfurt am Main zusammen, um gemeinsam darüber zu sprechen, wie Schutz vor Gewalt im Sport wirkungsvoll gestaltet werden kann. Zwei Tage lang wurde deutlich, wie vielschichtig Verantwortung in diesem Bereich ist – und wie zentral Sichtbarkeit, Wirksamkeit und Konsequenz für den Schutz aller Sportler*innen bleiben.
Unter dem Titel “Sichtbar, wirksam, konsequent – Verantwortung übernehmen” eröffneten Elena Lamby, Ressortleiterin Gesellschaftspolitik der dsj, und Stefan Raid, Vorsitzender der dsj und Präsidiumsmitglied im DOSB, die Veranstaltung. Beide machten deutlich, dass wirkungsvolle Verantwortungsübernahme nur dann gelingen kann, wenn Sportorganisationen konsequent handeln und sich proaktiv und nach außen sichtbar gegenüber dem Themenfeld öffnen. Dabei hob Stefan Raid hervor, dass Vertrauen zum Schutz vor Gewalt in Sportorganisationen durch systematische Verantwortungsübernahme entsteht. Für den DOSB und die dsj bedeutet dies, “sich politisch und strategisch dafür einzusetzen, dass Strukturen so gestaltet werden, dass sie Betroffene wirksam unterstützen und schützen.”
Ein digitales Grußwort von Kerstin Claus, der Unabhängigen Bundesbeauftragten gegen sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen (UBSKM), unterstrich diese Botschaft.
In vielen Beiträgen wurde spürbar, wie eng die unterschiedlichen Facetten des Veranstaltungsmottos "Sichtbar, wirksam, konsequent – Verantwortung übernehmen” miteinander verwoben sind. Wissenschaftliche, rechtliche und praxisorientierte Perspektiven trafen aufeinander: Prof. Dr. Bettina Rulofs, Universitätsprofessorin für Diversitätsforschung im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln, zeigte anhand des sozio-ökologischen Modells die Vielschichtigkeit der Verantwortung für den Schutz vor Gewalt im organisierten Sport. Demnach brauche es “Maßnahmen und Verantwortungsübernahme auf allen Ebenen, um bestmöglichen Schutz vor Gewalt herstellen zu können und Individuen zu schützen."
Beate Kriechel, Autorin, Referentin gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Expertin aus Erfahrung, rückte die Bedeutung einer sensiblen und sichtbaren Kommunikation in den Fokus – ein Thema, das auch im Podiumsgespräch lebhaft besprochen wurde. Susanne Hoß, Geschäftsführerin Sportjugend Rheinland und Vereinsberaterin zur Prävention, Susann Wegner, Expertin aus Erfahrung, und Yara Willems, Pressesprecherin der dsj, diskutierten gemeinsam mit Beate Kriechel, welche Verantwortung und Wirksamkeit Öffentlichkeitsarbeit im Kontext von Gewalt im Sport hat und wie sie sensibel gegenüber Betroffenen gestaltet werden kann. Ziel des Austauschs war es, Sportverbände und Vereine zu ermutigen, offen und proaktiv über das Thema sowie über eigene Schutzmaßnahmen zu kommunizieren – um Bewusstsein zu schaffen, Enttabuisierung zu fördern und die unterschiedlichen Perspektiven von Betroffenen, Medien und Verbänden zusammenzuführen. Beate Kriechel betonte dabei vor allem den präventiven Charakter von offener Kommunikation: “Offen über Gewalt zu berichten, heißt nicht automatisch, dass sie tatsächlich passiert - es heißt Verantwortung sichtbar zu machen, Hilfesuche zu erleichtern und Prävention zu stärken.”
Die Diskussion über Sichtbarkeit und Kommunikation knüpfte unmittelbar an die Frage an, wie Schutzmaßnahmen konsequent umgesetzt werden können. Florian Pröckl stellte hierzu die nächsten Schritte rund um den Zukunftsplan Safe Sport sowie den angestrebten Safe Sport Code vor, die beide darauf abzielen, verbindliche Standards im organisierten Sport zu schaffen.
Ergänzt wurden diese Impulse durch rechtliche Einordnungen von Prof. Dr. Rainer Tarek Cherkeh, der aufzeigte, wie Kommunikation im Spannungsfeld von Transparenz, Rechtssicherheit und Betroffenenschutz gelingen kann. In Workshops vertieften die Teilnehmenden anschließend konkrete Handlungsfelder – von Beratungsstrukturen über Betroffenenbeteiligung bis hin zu verbandlicher Kommunikationspraxis.
“Verantwortung übernehmen”, was schnell gesagt ist, bedeutet in der Praxis eine Menge Arbeit – und das für alle, die im organisierten Sport tätig sind. Dies hat das Forum auch in diesem Jahr wieder deutlich gemacht und gleichzeitig erneut gezeigt: die Arbeit zahlt sich aus. Wer konsequent Verantwortung übernimmt und handelt, wer Schutzkonzepte wirksam implementiert und umsetzt und wer diese Arbeit durch transparente und betroffenensensible Kommunikation sichtbar macht, der trägt aktiv dazu bei, den organisierten Sport in Deutschland für alle sicherer zu machen.