Das im Rahmen des Projekts (Anti-)Rassismus im organisierten Sport gegründete Netzwerk kam am 23. November 2024 in Haus der Kulturen in Braunschweig nach dem Preparation-Talk Ende letzten Jahres erstmalig zu einer größeren Tagung zusammen.
Eröffnet wurde die Tagung durch Benny Folkmann, Vorstandsmitglied dsj, und Michaela Röhrbein, DOSB-Vorständin Sportentwicklung. Nicht nur unbedingte Selbstkritik, Machtabgabe und das Einbeziehen von Betroffenen waren zentrale Stichpunkte ihrer Grußworte, sondern auch die problematische und unsichere Lage angesichts der erstarkenden rechten Ideologien im Land und der begrenzten Mittel im Haushalt für die Weiterführung wichtiger Projekte im Bereich Antidiskriminierung und Demokratieförderung im Sport.
Wichtige Impulse lieferte der Beitrag von Alessa Heimburger, vom Forschungsteam der Bergischen Universität Wuppertal. Demnach sei Rassismus ein gesamtgesellschaftliches Phänomen und trete nicht nur am rechten Rand der Bevölkerung auf. Erste Forschungsergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, die Perspektiven von Rassismusbetroffenen einzubeziehen. Diese Perspektive wird im Vereinssport immer noch oft vernachlässigt und findet zu wenig Gehör. Dennoch ist zu beobachten, dass Projekte und Maßnahmen gegen Rassismus in Sportvereinen existieren, wenn auch nicht flächendeckend.
Den Abschluss der Netzwerktagung bildete nach zwei Workshoprunden, welche den Teilnehmenden eine multiperspektivische Sicht auf das Thema Rassismus im Sport boten, eine Podiumsdiskussion. Diese gab BPoC-Sportler*innen und Organisationsvertreterinnen Raum, um von ihren Erfahrungen und rassismuskritischen Ansätzen zu berichten. Die Podiumsgäste äußerten sich deutlich in ihrer gemeinsamen Kritik an der fehlenden Repräsentanz und Unterstützung für von Rassismus Betroffene im Sport. Bereits existierende rassismuskritische Ansätze im Sport wurden diskutiert, Forderungen formuliert und Empowerment auf der Bühne aktiv gelebt.
Die Podiumsdiskussion, von Dr. jur. Asmaa El Idrissi moderiert, bot den Raum für BPoC Sportler*innen von ihren Erfahrungen und rassismuskritischen Ansätzen zu berichten. Elvis Mputu, Gründer des Afrikanischen Sportvereins Hannover, betont die Bedeutung von Safer Space und Empowerment. Rachel Etse, Ethnologin, fordert Öffnung von Raum und definiert Allyship. David Zabel, Teil der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland e.V., verbindet in seinen Ansätzen Kultur und Sport. Dr. Ireti Amojo, ehemalige Profi-Basketballerin, bringt einen intersektionalen Ansatz mit und nennt vor allem Forderungen für den Leistungssport. All ihre Perspektiven und rassismuskritischen Ansätze führen zu Ideen für eine Sportlandschaft, in der alle Menschen willkommen sind, wertgeschätzt werden und marginalisierte sowie rassifizierte Menschen ebenfalls Entscheidungen treffen können.
Benny Folkmann ist überzeugt, dass das Podium dem Anspruch des Projekts gerecht wurde: „Es geht darum, Diversität abzubilden und Betroffenen Raum zu geben. Das Projektteam hat es außerdem geschafft, unterschiedlichste Perspektiven, auch von außerhalb des Sports, bei der Tagung aufeinandertreffen zu lassen. Das hilft uns, innovativere und bedarfsorientiertere Ideen gegen Rassismus im Sport zu entwickeln und umzusetzen. Was es hierzu allerdings vor allem braucht, ist langfristige Planungssicherheit durch die Bereitstellung entsprechender finanzieller Mittel von Seiten der Politik, um diese so wichtige Arbeit machen zu können.“
Das Netzwerk (Anti-)Rassismus im organisierten Sport wird im nächsten Jahr, zum vorerst letzten Mal, bevor die Projektförderung Ende 2025 endet, erneut zusammenkommen. Die Deutsche Sportjugend setzt sich gemeinsam mit dem DOSB gegenüber der Politik, auch unabhängig von zusätzlichen starken Projekten, wie „Anti-Rassismus im organisierten Sport“, für eine Verstetigung der Finanzierung gesellschaftspolitischer und demokratiestärkender Arbeit ein, um für diese eine nachhaltige und starke Basis aufbauen zu können.
Text am 5. Dezember 2024 geändert.