Der organisierte Kinder- und Jugendsport muss sich krisensicher aufstellen

Die pädagogische Qualität ist wesentlicher Baustein bei Expert*innen und Akteur*innen im Sport

Mit fast 80 Teilnehmenden, darunter viele Trainer*innen und Bildungsverantwortliche, diskutierte die Deutsche Sportjugend (dsj) am 26. April 2021 über die Relevanz der pädagogischen Qualität im Kinder- und Jugendsport zur gelingenden Bewegung, Bildung und Bindung („die 3 Bs“ von Dominic Ullrich) von jungen Menschen im und durch den Sport sowie über die Frage, ob pädagogische Trainingsqualität „messbar“ ist. 

Unterschiedliche Fachexpert*innen waren zu Gast und beleuchteten die Dimensionen und Herausforderung der Entwicklung einer pädagogischen Qualität im Kinder- und Jugendsport sowie die zentrale Schlüsselrolle der Trainer*innen. Luca Wernert, dsj-Vorstandsmitglied, begrüßte die Runde, berichtete von seinen Erfahrungen als junger Sportler und legte damit einen spannenden Grundstein für die weitere Diskussion.  

Lukas Röll, Sportpsychologe und ehemaliger Leistungssporttrainer Basketball, machte sich für die Anknüpfung der Sportangebote an die Lebenswelt junger Menschen stark, die konkurrenzfähig zu vielen anderen digitalen, flexiblen Konsum- und Freizeitmöglichkeiten gestaltet werden sollten. Drei wesentliche Grundbedürfnisse junger Menschen müssten dabei erfüllt sein: Autonomie, Kompetenzerleben und Zugehörigkeit. Die aktive junge Schwimmerin Nele Sandmann hob die Kommunikation zwischen Trainer*in und Sportler*in hervor, die positiv gestaltet und für einen respektvollen Umgang miteinander genutzt werden sollte. Untermauert wurde dies von Dominic Ullrich, einem Lehrtrainer in der Leichtathletik, der darauf hinwies, dass die meiste Zeit im Training „kommuniziert“ und das Miteinander aufgebaut wird. Trainer*innen sind Bildungsakteur*innen und haben eine immense Aufgabenvielfalt zu bewältigen. Sie benötigen dafür eine Prozesskompetenz, um dem immer früher kommenden „Drop-Out“ begegnen zu können. Prof. Dr Ralf Sygusch, Sportpädagoge und Entwickler des Konzeptes „Persönlichkeits- und Teamentwicklung im Sport“ machte deutlich, dass pädagogische Trainingsqualität und sportliche Entwicklung nicht voneinander zu trennen sind und Trainer*innen das Ziel ihres Trainings kennen müssen, um junge Sportler*innen auch dahin und ganzheitlich entwickeln zu können. Valentin Altenburg, Bundestrainer Hockey, stellte spannende Thesen auf, die eine Diskussion rund um die Frage, ob Leistung mit Spaß gleichzusetzen ist, befeuerten. Er erweitere die 3 Bs um die 3 Es: Entwickeln, Etablieren und Entfalten junger Menschen im Sport und sprach über die beobachtbaren Kriterien einer pädagogischen Qualität im Training. Tim Brentjes rundete mit seiner Perspektive aus dem Bereich Breitensport Basketball/Zielgruppe Kinder die Diskussion ab, indem er auf das Umdenken und die Änderung der Haltung und das Selbstverständnis von Trainer*innen hinwies. Im Kinderbereich ist es wichtig, „Begleiter*innen“ auszubilden, die Kinder nicht zu früh zu sportartspezifisch trainieren und auch Wettkampfstrukturen zu schaffen, die an den Bedürfnissen und Entwicklungsprozessen der teilnehmenden Kinder ausgerichtet sind. Es ergaben sich in der Diskussion weitere spannende Erkenntnisse, die stets darauf deuteten, dass Trainer*innen einen entsprechenden Werkzeugkoffer benötigen, mit dem sie die Entwicklung unterschiedlicher Altersgruppen fördern, Partizipationsräume schaffen und eine intensive Feedbackkultur mit Sportler*innen, Eltern und dem Verein pflegen können. Die pädagogische Trainingsqualität und die Qualität der Bindung von Trainer*innen zu jungen Menschen im Sport sind ein wesentlicher Baustein, um Kinder und junge Menschen wieder zurück in den Sportverein zu bringen. Es gilt, den Sport krisensicher aufzustellen und dass unabhängig von der Corona-Pandemie – die Deutsche Sportjugend, ihre Mitgliedsorganisationen, Bildungsverantwortliche und Trainer*innen wollen gemeinsam daran arbeiten! 
Das gesamte Fazit der Veranstaltung kann im Audiomitschnitt nachgehört werden.

Wer noch nicht genug hat, der kann sich zur Veranstaltung „Anstoß 2. Runde TrainerInSportdeutschland“ am 29. April 2021 anmelden, die durch den DOSB und die dsj begleitet wird, in der weitere Trainer*innen zu Wort kommen und aktuelle Trainer*in-Projekte vorgestellt werden. Weitere Infos dazu gibt es direkt bei der Projektleiterin Eva Zehnder. Kontakt und Infos auf der Homepage von TrainerInSportdeutschland

Weitere spannende Materialien und Veranstaltungen rund um die Bildung von Trainer*innen sind hier zu finden: 


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